Wer grünt nicht nur zur Sommerszeit?
Richtig: die Wintergrüngewächse!
aus der Serie „Natur vor der Haustür“. Texte & Bilder (c) Lothar Feisel
Früher als eigenständige Pflanzenfamilie betrachtet, werden die Wintergrüngewächse heute in die Familie der Heidekrautgewächse eingeordnet. Ihr Name erklärt sich durch ihre rundlichen und meist rosettenartig angeordneten derben Blätter, die auch in der kalten Jahreszeit grün bleiben. Ähnlich wie die Orchideen sind die Wintergrün-Arten auf das symbiotische Zusammenleben mit Wurzelpilzen angewiesen, die sowohl für die Entwicklung der Samen als auch für die Nährstoffversorgung der Pflanzen notwendig sind. Der Burgwald kann gleich mit mehreren Arten aus dieser hessenweit seltenen Pflanzengruppe aufwarten.
Klein und fein
Das Kleine Wintergrün (Pyrola minor) ist unsere häufigste Wintergrün-Art. Die zarten weißen bis blass rosa-farbigen Blüten findet man von Ende Mai bis Anfang Juli. Im Burgwald kommt das Kleine Wintergrün vor allem entlang von Forstwegen vor, wo mitunter auch größere Bestände gebildet werden können. Ein ansehnliches Vorkommen findet sich an der Forststraße Richtung Franzosenwiesen, kurz vor der Keutner-Wiese. Da allgemein ein Rückgang der Wintergrün-Arten verzeichnet wird, muss auch diese Art in der Roten Liste Hessens bereits in der „Vorwarnliste“ geführt werden.
Mit hängenden Köpfen
Die immergrünen Blätter des Nickenden Wintergrüns (Orthilia / Pyrola secunda) erinnern in ihrer Form an die Blätter des Birnbaums, was ihm den synonym verwendeten Namen Birngrün einbrachte. Die Art wächst in kleineren Gruppen gerne an schattigen Plätzen auf sandigen oder lehmigen Böden. Seine grünlich-weißen Blüten sitzen meist dicht gedrängt am Ende des Stängels und sind alle nach einer Seite angeordnet. Von der in Hessen seltenen Pflanze kennen wir im Burgwald aktuell nur einen einzigen kleinen Bestand im Bereich des Langen Grundes zwischen Oberrosphe und Schönstadt. Er liegt hier an der westlichen Grenze des als nordisch-kontinental bezeichneten Verbreitungsgebietes dieser Art. In der Roten Liste Hessens wird das Nickende Wintergrün als „gefährdet“ bezeichnet.
Eine echte Rarität
Eine der absoluten Besonderheiten des Burgwaldes ist das Mittlere Wintergrün (Pyrola media), welches zu den großen Seltenheiten der deutschen Pflanzenwelt gezählt wird. Auch diese Blütenpflanze erreicht in Deutschland die Westgrenze ihrer Verbreitung und kommt nur an wenigen Standorten vor. Das einzige hessische Vorkommen dieses seltenen Pflänzchens ist im nördlichen Burgwald, jenseits der Kreisgrenze nahe Bottendorf zu finden! Es wächst vorwiegend auf nährstoffarmen Böden in lichten Kiefernwäldern und reagiert sehr sensibel auf Standortveränderungen. Neben der Vernichtung geeigneter Biotope durch direkte Zerstörung, zunehmende Beschattung, Trockenstress (z.B. durch den Klimawandel) oder Überwucherung durch konkurrierende Pflanzen, gilt besonders der Eintrag von Luft-Schadstoffen als Gefährdungsursache. Dabei werden auch die für die Entwicklung der Pflanze notwendigen Pilz-Partner im Boden geschädigt.
In der Roten Liste der BRD wird die Art als „stark gefährdet“ geführt, in Hessen gilt sie als „vom Aussterben bedroht“.
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