Wasserversorgung

Wasserversorgung in Mellnau

Wasserwerk Mellnau

„Glaubt ihr denn, das Wasser läuft den Berg hinauf?“ spotteten die Skeptiker in Mellnau vor dem geplanten Wasserleitungsbau. Das Wasser lief tatsächlich den Berg hinauf, gemäß einfacher physikalischer Gesetze, als 1911 die erste Wasserleitung und ein Hochbehälter nahe der Burg eingeweiht wurden.

Wasserknappheit hat in Mellnau eine lange Geschichte. So schreibt der Landvermesser Schimmelpfennig im Jahre 1785 über das Dorf: „Er liegt an keinen Hauptfluss, fließet auch weder durch hießiges Dorf noch dessen Terminey nicht das geringste Bachwasser, sondern hat nur zwei kleine Sammelteiche, worin das Regen- und Schneewasser zur Tränkung des Viehs gesammelt wird. Dass also hiesige Commun sehr öfters und besonders bey trockenen Sommern großen Wassermangel hat und solches auf Wagen und Schlitten bei der eine Stunde weit entlegenen Stadt Wetter aus der Wetschaft holen muss.“ Auch auf der Burg war schon viel früher das Wasser knapp. Aus dem Jahr 1381, als die Burg belagert wurde, wird über die Verteidiger berichtet: „…und hätte sie vielleicht ausgehungert, denn sie müssten im Turm ihre Netze und Seiche trinken.“

Mit der Fassung und Erschließung von zwei Quellen im Burgwald im Jahre 1911 wurde erstmals eine Wasserleitung gebaut und die Mellnauer erhielten fließendes Wasser in ihre Häuser. Doch das Problem was damit noch lange nicht gelöst. Eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen war notwendig, um die heute verfügbare Wasserversorgung herzustellen. (E. Schumacher – Kuckuck 4-1996)


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Ausgabe 4/1996   Ausgabe 4/1996

    


Aus: Mellnauer Kirchengeschichte

Während die Soldaten zur Front zogen und auch Pfarrer Willy Krause als Felddivisions-Pfarrer seinen Dienst in Uniform antrat, „schwirrten“ gleich zu Beginn des 1. Weltkriegs in der Heimat die wildesten Gerüchte umher. Keiner konnte ,sagen, woher sie kamen. Es wurde von geplanten Attentaten gemunkelt, vor allem gegen: Eisenbahnen, Wasserleitungen und dergleichen. Diese Gerüchte verunsicherten die Menschen, überall wurden darum Posten ausgestellt, um die seit 1890 bestehende Eisenbahnstrecke Sarnau – Frankenberg zu bewachen. Die schrecklichsten Dinge wurden berichtet und die größten Lügen geglaubt. Die meisten Leute waren bedrückten Gemütes und glaubten alles verloren.

Die Mellnauer hatten vor allem Angst um ihre kostbare neue Wasserleitung, die erst drei Jahre zuvor gebaut, die stets in Mellnau herrschende Wasserknappheit beendet hatte. Man stellte auch hier Posten aus, welche die Wasserleitung bewachten und besonders das Gebiet um den Hochbehälter unterhalb der Burgruine im Auge behielten, dass keine potentiellen „Brunnenvergifter“ sich ihm nähern konnten. Nachts bewachten Posten die Eingänge des Dorfes und sorgten für ruhigen Schlaf der übrigen Bewohner.

Man erinnerte sich in Mellnau noch zu gut an die Wasserarmut früherer Zeiten, als alle Anstrengungen, durch neue Brunnenbohrungen das Dorf mit genügend Wasser zu versorgen, nicht genügt hatten. Im Frühjahr 1911 war deshalb von der Gemeindevertretung die Verlegung einer Hochdruckwasserleitung von dem etwa 8 km entfernten Landgrafenbrunnen im Burgwald nach Mellnau beschlossen und in Angriff genommen worden. Obgleich der Landgrafenborn alleine genügend Wasser für die Versorgung Mellnaus geliefert hätte, war sicherheitshalber das ursprüngliche Projekt noch erweitert und der „Maulbeerborn“ – in Mellnau meistens „Silberborn“ genannt – mit dem Landgrafenbrunnen zusammengelegt worden. Der Landgrafenborn war bereits als Brunnen gefasst gewesen und ein beliebtes Ausflugsziel der Schuljugend. Jetzt also kontrollierten Posten die Strecke vom Dorf bis zum Wasserberg.

Als Standort für den Hochbehälter war ursprünglich „Scherers Garten“ an der Nordostseite der Burgruine vorgesehen gewesen. Aber dann kamen doch Bedenken auf, das Wasser würde nicht bis zum Behälter hochgedrückt werden. So setzte man ihn sicherheitshalber etwas tiefer neben die alte Schule, Haus Nr. 32 (ehemals Burggaststätte Tittel).

Als am 8. und 9. Oktober 1911 die Fertigstellung des Projekts mit einem „Wasserfest“ gefeiert wurde, da hatten die Mellnauer voll Spannung und Skepsis am Hochbehälter gestanden und gewartet. Würde das Wasser wirklich den Berg herauf bis in das Bassin laufen? Sollte die Wasserarmut in Mellnau nun ein Ende nehmen? Endlich hatte ein Rauschen das Nahen des Wassers verkündet; und dann quoll es „in reichem vollen Schwalle“, wir es in Goethes „Zauberlehrling“ heißt, in das Bassin und füllte den Hochbehälter.

Jetzt hatten alle Häuser und Höfe reichlich Wasser für Mensch und Vieh. Nur die sechs Anwesen direkt unterhalb der Burg hatten mit ihrer Wasserversorgung noch Probleme. Der Hochbehälter lag für sie zu tief. So bekamen diese Häuser statt eines Wasserkrans eine Saugpumpe.

Quelle: Die Glocke Feb./März 96 von M. Isenberg 


90 Jahre Mellnauer Wasserleitung – 40 Jahre Mellnauer Springbrunnen!

In diesem Jahr jährt es sich zum neunzigsten Male, dass Mellnaus Haushalte erstmals eine eigene Versorgung mit fließendem Wasser bekamen. Im Jahr 1911 wurde die Mellnauer Wasserleitung fertiggestellt, die den Ort mit Wasser aus den nahegelegenen Quellen des Burgwaldes versorgte und die Mellnauer unabhängig wurden vom mühsamen Schöpfen des Wassers aus den verschiedenen Brunnen des Dorfes. Zu verdanken war dies ganz wesentlich dem damaligen Bürgermeister Ebert, der den Bau der Wasserleitung gegen viele Skeptiker mit sehr viel Engagement bis hin zu persönlichem finanziellem Risiko durchsetzte.

Vor fünf Jahren gedachte das Mellnauer Gemeindearchiv diesem entscheidenden Fortschritt zu mehr Lebensqualität in der Mellnauer Dorfgeschichte mit einer großen Ausstellung im Dorfgemeinschaftshaus zum 85jahrigen Bestehen der Wasserleitung. Eine Ausstellung, die die langwierige, wechselvolle und schwierige Geschichte der Mellnauer Wasserversorgung bis in heutige Tage anschaulich dokumentierte.

Dieses idyllische Bild bot sich noch Anfang der sechziger Jahre in der Mitte unseres Dorfes und dieser Platz lud zweifellos ein, hier zu verweilen. Im damaligen Mellnau-Prospekt ist das Bild abgedruckt mit der Zeile ,,Alte Schmiede mit Springbrunnen” und erfüllte ganz sicher den Zweck, die Schönheiten Mellnaus den Besuchern nahezubringen – ohne Zweifel eine ideale Aufgabe für die Dorferneuerung”!

Und was machen wir in diesem Jahr zum 90sten Jahrestag unserer Wasserversorgung? „Wasser ist der Quell des Lebens“, heißt es nicht umsonst, und für unsere heutigen Lebensgewohnheiten ist es inzwischen in vielerlei Hinsicht undenkbar geworden, dass das Wasser nicht jederzeit in unbegrenzter Menge aus dem Wasserhahn fließt.

Dies sollte für uns Anlass sein, einmal innezuhalten und dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit in gebührender Form zu gedenken. In diesem Jahr, in dem wir auch in Mellnau mit dem Förderprogramm zur Dorferneuerung beginnen und damit in den nächsten neun Jahren unser Dorf entwickeln und ,,erneuern“ wollen zu mehr Lebensqualität, wäre es angebracht der Wasserversorgung, von der so viele Dinge des täglichen Lebens abhängen, ein angemessenes und sichtbares Zeichen zu setzen. Hier bietet sich ein weiterer, eher unbekannter, runder Jahrestag an, der dafür aber umso mehr tagtäglich im Mellnauer Dorfbild negativ auffällt der Springbrunnen! – oder eher gesagt, das was noch davon übrig ist. Vor 40 Jahren, im Jahr 1961, wurde er gebaut – als Geschenk von Jakob Koch an die Mellnauer. Ein augenfälliges Schmuckstück an zentraler Stelle im Dorf sollte es sein – freilich für unseren heutigen Geschmack vielleicht etwas zu kitschig geraten. Doch dieses Geschenk von Jakob Koch haben wir nicht sonderlich in Ehren gehalten. Richtig in Betrieb war er eigentlich nur wenige Jahre und in dieser Zeit erfreute die Wasserfontäne, die überdies abends auch noch farbig beleuchtet war, zumindest die Kinder. Schon in den sechziger Jahren bei Mellnaus Teilnahme am Wettbewerb ,,Unser Dorf soll schöner werden“ stand der Springbrunnen regelmäßig auf der Liste der Punkte im Dorf, die noch hergerichtet werden sollten. Später wurden die Sitzbänke abmontiert und als Springbrunnen mit Wasser fungiert er nun schon seit vielen Jahren nicht mehr. Auch für die unmittelbaren Nachbarn bot er wenig Anlass zur Freude.

Zum 90sten Jahrestag der Mellnauer Wasserleitung, im 1. Jahr der Dorferneuerung und im 40sten Jahr nach seiner Erbauung ist der Tag da, den Springbrunnen endlich wieder zu renovieren! Daher hier an dieser Stelle

mein wirklich ernst gemeinter und konkreter Vorschlag ab sofort einen Entwurf bzw. Plan erarbeiten, zur Neugestaltung des Springbrunnens. Der Springbrunnen könnte durchaus etwas anders aussehen, es muss nicht eine hohe Wasserfontäne sein. Über Solarenergie könnte er unabhängig vom Stromnetz arbeiten. Vorschlage und Ideen zur Gestaltung sind erwünscht! Im Frühjahr und Sommer die Umgestaltung realisieren  im Herbst (August, September oder vielleicht zum Erntedankfest) ein Einweihungsfest beim Springbrunnen veranstalten, das gleichzeitig unser ,,Wasserfest“ anlässlich des 90j§hrigen Bestehens der Wasserleitung darstellt.

Das Ganze wäre Bestandteil und Auftakt unserer Dorferneuerungs-Aktivitäten und in diesem Zusammenhang wäre zu betonen, dass  mit den notwendigen Arbeiten eine Mellnauer Firma beauftragt werden könnte hier ein attraktiver Platz in zentraler Lage des Dorfes wieder entstehen konnte, wo man sich gerne aufhält, sich trifft für ein Schwätzchen und der somit ein Gewinn fürs ganze Dorf darstellt. Wer macht mit bei diesem Projekt?

Erich Schumacher, Mellnauer Kuckuck 2-2001

 


 

 100 Jahre Mellnauer Wasserversorgung

In Oktober dieses Jahres jährt es sich zum hundertsten Male, dass Mellnauer Haushalte erstmals eine eigene Versorgung mit fließendem Wasser bekamen.

lm Jahr 1911 wurde die Mellnauer Wasserleitung fertiggestellt, die den Ort mit Wasser aus den nahegelegenen Quellen des Burgwaldes versorgte und die Mellnauer vom mühsamen Schöpfen des Wassers aus den verschiedenen Brunnen des Dorfes erlöste.

Grund genug, ein ausgiebiges Fest zu feiern, wie es ja eigentlich auch geplant war. Doch bei der Fülle von Feiern in diesem Jahr hat man dieses Unterfangen erst einmal auf Eis gelegt. Mit etwas Unterstützung aus dem Ort ließe sich die Idee aber sicherlich auch noch im kommenden Jahr verwirklichen.

So behalten wir uns vor, in diesem Heft noch einmal auf die Geschichte unserer Wasserleitung einzugehen. Nachdem wir in vergangen Ausgaben des MELLNAUER KUCKUCK (4-08 u.1-09) bereits ausgiebig über den Bau der Leitung von Beginn an berichtet haben, möchten wir unser Augenmerk diesmal auf den Bau der neuen Wasserleitung zu Beginn der 60er Jahre richten. (siehe:Blick ins Archiv)

Schon 1996 gedachte das Mellnauer Gemeindearchiv dieses entscheidenden Fortschritts zu mehr Lebensqualität in der Mellnauer Dorfgeschichte mit einer großen Ausstellung im Dorfgemeinschaftshaus. Eine Ausstellung, die die langwierige, wechselvolle und schwierige Geschichte der Mellnauer Wasserversorgung bis in 90er Jahre anschaulich dokumentierte und weit über Mellnau hinaus Beachtung fand. (Kuck 4-96)

Schon Erich Schumacher schriebt vor 10 Jahren zu diesem Thema: „Wasser ist der Quell des Lebens“, heißt es nicht umsonst, und für unsere heutigen Lebensgewohnheiten ist es inzwischen in vielerlei Hinsicht undenkbar geworden, dass das Wasser nicht jederzeit in unbegrenzter Menge aus dem Wasserhahn fließt. Dies sollte für uns Anlass sein, einmal  innezuhalten und dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit in gebührender Form zu gedenken.“

Wir sind ebenfalls der Meinung, diese Thematik sollte nicht totgeschweigen werden, gerade im Hinblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen. Nachdem Unterrosphe nun an das Stadtallendorfer Netz angeschlossen ist, und der Strang von Wetter aus auch schon bis zur ehemaligen Kompostierungsanlage liegt, ist es ein leichtes, einen Anschluss nach Mellnau zu legen. Dem hiesigen Versorger dürfte dies nicht unpassend sein. Das Interesse an den heimischen Quellen ist schon seit langem bekannt und wird sicherlich in Zukunft wieder Thema sein. Uns interessiert der Standpunkt der Mellnauer hierzu. Was haltet ihr von einer Anbindung an das Stadtallendorfer Netz. Schreibt uns eure Meinung an:info@mellnauerkuckuck.de oder an einen der ortsbekannten Mitarbeiter/innen.

Armin Völk


Die neue Wasserleitung – Ein Dorf und sein Wasser III. Teil

„Wir möchten die Gemeindevertretung noch einmal auf die Zustände im oberen Dorf hinweisen. Seit einigen Tagen läuft hier oben kein Wasser mehr. Man hat hier keinen Schluck zum Trinken oder zum Händewaschen, wenn man von der Arbeit oder Feld kommt, während es im unteren Dorf regelrecht vergeudet wird, z.B. zum Auto waschen oder Blumen gießen. Dieser Zustand dauert jetzt schon Jahre an. Die unterzeichneten bitten um sofortige Behebung dieses Missstandes. Wir wünschen eine gerechte Verteilung des Wassergeldes und dieses kann nur erfolgen durch die Anschaffung von Wasseruhren. Wir bitten die Gemeindevertretung um sofortige Stellungnahme, andernfalls erfolgt ein ausführlicher Bericht nach Kassel.“

So stand es in einem Brief der „Dähler Burger“ an die Gemeindevertretung vom Mai  1960 zu lesen. Auch nach der Erschließung des „Rollerborns“ Ende der vierziger Jahre reichte die Versorgung der Bürger gerade im Oberdorf nicht mehr aus. Die Bevölkerungszahlen stiegen und mit der Ausweisung des Neubaugebietes  „Am Rain“ war Handlungsbedarf angesagt. Glaubte man noch, mit der Einführung der Wasseruhren den Verbrauch zu drosseln, stellte man schon nach wenigen Monaten fest, dass auch diese Maßnahme nicht ausreichte.

Als dann wie Eingangs beschrieben überhaupt kein Wasser mehr im Oberdorf ankam, machte sich ein Teil der Gemeindevertretung auf den Weg zum Wasserberg, um die Ursache dieses Übels zu überprüfen. Man stellte fest, dass die Leitungen zum Dorf zum überwiegenden Teil verkrustet waren und dadurch nur noch etwa ein Drittel des Wassers den Weg zu den Abnehmern fand. Anfängliche Überlegungen, die Leitungen mit Hochdruck zu spülen wurden relativ schnell wieder verworfen und so stand man vor der Frage neue Leitungen zu verlegen oder eine Tiefbohrung durchzuführen mit dem Ziel neue Wasserreservoirs zu erkunden.

Unter Teilnahme des Wassermeisters Artur Sause wurde am 05.juni 1960 eine örtliche Überprüfung der gemeindlichen Wasserversorgungsanlage durch Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes und des Gesundheitsamtes durchgeführt. Der allgemeine Zustand der Anlage konnte noch als ausreichend angesehen werden. Doch die Leistung der drei erschlossenen Quellen hatte derzeit dermaßen nachgelassen, dass Schwierigkeiten für eine ausreichende Wasserversorgung für die Bevölkerung befürchtet wurden. Nach Einwohnergleichwerten berechnet (Einwohner 733, Großvieh 479, Kleinvieh 250, insgesamt 1462) benötigte die Gemeinde etwa ein Wasservolumen von 150m³/Tag. Nach dem beim Termin durchgeführten Messungen liefert die Quelle „Rollerborn“ etwa 20m³/Tag, die „Silberquelle“ rd. 23m³/Tag, und der „Landgrafenborn“ rd. 20m³/Tag, sodass die Gemeinde mit 63m³/Tag nicht einmal über die Hälfte des Bedarfs verfügte.

Es wurde ein geologisches Gutachten eingeholt, wo im Bereich der Gemarkung eine erfolgreiche Tiefbohrung  durchzuführen ist. Der Gutachter, Dr. Bickel aus Kassel, kam in seine Gesamtbeurteilung jedoch zu dem Entschluss, dass keine Garantie dafür gegeben werden konnte, auch bei einer Bohrtiefe von 120-130m auf ausreichend Wasser zu treffen.

Trotzdem entschloss man sich in der „Wetter“ sowie am „Bochtenberg“ Probebohrungen durchzuführen. Das Unternehmen wurde nicht nur von den Geologen sondern auch von einigen Mellnauern sehr skeptisch gesehen. Die Leute riefen: „Die sind verrückt, die werden da nie im Leben Wasser finden. So tief haben sie schon gebohrt und immer noch kein Wasser gefunden“

Doch die Skeptiker wurden eines Besseren belehrt. Schon bei einer Tiefe von 42m stieß man bei der Bohrung am Bochtenberg bereits auf Wasser. Es wurde bis 92m weiter gebohrt. Bei der Probepumpung innerhalb von 3 Tagen fiel der Wasserstand  nur um 6m. Großer Erfolg für alle Beteiligten und eine Erleichterung sondergleichen. Die Aktion weckte sogleich das Interesse der Mittelhessischen Wasserwerke, die plante, einen Zugang zur Bohrung zu legen und das Unternehmen zu finanzieren. Aber die Gemeindevertretung machte einen Strich durch die Rechnung und entschloss sich schnell, das Ganze in eigener Sache voranzutreiben.

Nachdem die Qualität des Wassers vom Wasserwirtschaftsamt als gut bewertet wurde, beauftragte man 1965 die Fa. Damshäuser, den Leitungsbau zu übernehmen. Die Arbeiten im „Hand und Spanndienst“ zu verrichten, wie es bereits beim Bau der vorigen Leitung praktiziert worden ist, wurde erst gar nicht in Betracht gezogen. Es war bekannt, dass der Leitungsverlauf über den Roten Wächter (Pfeifersch Wiese) durch den dortigen Lehmboden und anschließend durch das Dorf mit Schwierigkeiten verbunden war. Somit übergab man die Arbeiten an ein fachmännisches Unternehmen. Hinter der Scheune von Kloes-Nickel wurde ein Schaltschrank installiert. Von dort aus wurde die Pumpe geschaltet.

Hier ein Filmausschnitt der damaligen Bohrung:

 

Den Bau des Hochbehälters übernahm die Fa. Bieker. Er wurde 1967 fertiggestellt. Das Gelände neben der Burg (Scherersch Garten) tauschte die Gemeinde mit dem alten Schulgarten  (Peuker/Zimmermann). Das gesamte Investitionsvolumen belief sich auf 360.000 DM. Eine stolze Summe für eine kleine Gemeinde. Doch Mellnau hatte seinerzeit den Vorteil über 2200ha Wald verfügen zu können. Das Darlehen wurde überwiegend aus den Einnahmen aus der Forststeuer über einen Zeitraum von 10 Jahren finanziert. 160.000 DM übernahm das Land Hessen als Zuschuss.

Da das Wasser jetzt direkt in den Hochbehälter lief und von dort aus in die Haushalte verteilt wurde, war der Wasserdruck nun wesentlich stärker. Es gab danach zwar immer noch Klagen aus dem oberen Dorfbereich. Doch diese wurden durch den Einbau einer zusätzlichen Pumpe dann auch zunichte gemacht. Die Mellnauer kamen für einen Kubikmeterpreis von 20 Pfennig in den Genuss des kühlen Nass.

Die alte Leitung trennte man oberhalb der Talsohle Krämersgrund. Sie speist heute noch den Zulauf vom See. Der alte Hochbehälter wurde nicht mehr benötigt, steht nach wie vor in Tittels Garten und dient als Wasserreservoir zum Blumen gießen. Die ehemalige Pumpstation gegenüber dem Dorfgemeinschafthaus ist im Zuge der Baumaßnahmen an der K1 im Jahr 2001 abgerissen worden. Hierbei wurde auch der größte Teil der Leitungen Innerorts durch neue ersetzt.

Der einzige Teil der alten Leitung aus dem Rollerborn, der heute noch in Betrieb ist, speist den Zulauf für das Mellnauer Tretbecken. Er soll demnächst gespült werden, damit die Funktion des beliebten Treffs auch  zukünftig gewährleitet ist.


Bleibt nur noch eine kleine Geschichte aus dem Munde von Hermann Hahn, der bei der Recherche zu diesem Bericht wieder einmal Rede und Antwort gestanden hat:

„Einige Wetteraner haben sich damals oft ihr Wasser an den Mellnauer Quellen besorgt. Sie waren der Meinung: Der Kaffee schmeckt damit einfach besser!“

Wollen wir hoffen, dass uns der Kaffee noch lange schmeckt.

Armin Völk


Quellen: Gemeindeakten Bürgermeisteramt Mellnau

Die jährliche  Verbrauchsgebühr rechnete sich bei Grundstücken ohne Wasserzähler nach folgenden Pauschalbeträgen:

je Person                         2.– DM

je Pferd u. Rindvieh    2,50 DM

Je Schwein                      1.– DM

je Ziege                          0,80 DM

je Schaf                          0,50 DM

je Gartenanschluss       10. -DM


Update/Erweiterung vom 16.10.2022:

Mellnauer Brunnen – Ein Dorf und sein Wasser

Der ehemalige Springbrunnen an der Mellnauer Schmiede, Foto: M. Isenberg
Der ehemalige Springbrunnen an der Mellnauer Schmiede, Foto: M. Isenberg

Wasserknappheit hat in Mellnau eine lange Geschichte. So schreibt der Landvermesser Schimmelpfennig bereits im Jahre 1785 über das Dorf: „Er liegt an keinen Hauptfluss, fließet auch weder durch hießiges Dorf noch dessen Terminey nicht das geringste Bachwasser, sondern hat nur zwei kleine Sammelteiche, worin das Regen- und Schneewasser zur Tränkung des Viehs gesammelt wird. Dass also hiesige Commun sehr öfters und besonders bey trockenen Sommern großen Wassermangel hat und solches auf Wagen und Schlitten bei der eine Stunde weit entlegenen Stadt Wetter aus der Wetschaft holen muss. Da der Fluss noch imstande gewesen, das Wasser auf Maultieren in ledernen Säcken bei der Mittelmühle zu Wetter geholt worden, wonach der Eselpfad den Namen führet. Übrigens aber befinden sich ja auch nur vier geringe Brunnen dahier, woraus das Wasser geschöpfed wird.“

Mit der Fassung und Erschließung von zwei Quellen im Burgwald im Jahre 1911 wurde erstmals eine Wasserleitung gebaut und die Mellnauer erhielten fließendes Wasser in ihre Häuser. Doch das Problem war damit noch lange nicht gelöst. Eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen war notwendig, um die heute verfügbare Wasserversorgung herzustellen.

In gut einem Dutzend Beiträgen habe wir die vergangenen Jahre über das Thema Wasserversorgung im MELLNAUER KUCKUCK berichtet und im QR-Code „Mellnauer Wasser“ aufgearbeitet und zusammengestellt. Viel Lesestoff für all jene, die wissen wollen, wo unser Wasser herkommt und mit welchen Problemen sich die Mellnauer Bürger in diesem Zusammenhang auseinander setzen mussten.

Wer mehr darüber wissen möchte: auf mea.mellnau.de ist die langwierige, wechselvolle und schwierige Geschichte der Mellnauer Wasserversorgung von damals bis heute anschaulich dokumentiert.

Neue Brunnen für Mellnau

In dieser Ausgabe berichten wir über die öffentlichen Brunnen in der Gemeinde und welche Strapazen die heute so selbstverständliche Versorgung mit Trinkwasser für die Mellnauer nach sich zog:

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde das Wasser für die Tiere bei großer Wasserknappheit noch vom Bernelbach geholt. Erst in der Folgezeit bot der zunehmende technische Fortschritt weitere Möglichkeiten:

Auf den von dem damaligen Lehrer Hampel im Garten des neuen Schulhauses gegrabenen Brunnen wurde seitens der Gemeinde 1904 eine Pumpe gesetzt. Nachdem im Herbst 1903 an der als vollständig wasserarm geltenden Südseite des Burgberges von Lehrer Hampel ein ergiebiger Brunnen gegraben worden war, wurden — nach Angabe der Schulchronik — in den Jahren 1904/05 nicht weniger als 33 Brunnenanlagen geschaffen, von denen einige reichlich Wasser lieferten.

Neben den privaten gab es an öffentlichen Brunnen in Mellnau:

  1. den Gassebrunnen oberhalb der Einmündung Borngasse / Am Rain,
  2. den Ahmbes im Grundstück Balzer, Burgstr.29, dort, wo sich heute die Stallungen befinden. Neben dem Haus Borngasse 26, heutiger Besitzer Albrecht, und dem Burgstr.31, Erkel, führte ein Pfad zu dem Born;
  3. den Stockbrunnen bei dem heutigen Dorfgemeinschaftshaus;
  4. den Rainebrunnen und
  5. den Weidebrunnen beide hinter dem Garten von Haus Alte Höhle 4, Jakob / Böttner, dicht zusammenliegend; man erreichte sie von dem Weg hinter dem ehemaligen Gefrierhaus aus;
  6. den Brunnen bei der Alten Tränke am Gartenrand von Haus Haingarten 3, Heldmann.

Der Weidebrunnen wurde überwiegend zum Tränken des Viehs benutzt, während der wesentlich saubere Rainebrunnen zum Bleichen der Wäsche benötigt wurde.

Der alte Herr Roth hat Brunnen gebohrt: „Wenn jemand einen Brunnen wollte, dann hat er entschieden, ob es geht. Wenn der auch nur irgendwo ein Pfützchen gesehen hat, machte der einen Brunnen draus.“

Nach wie vor ein knappes Gut

Doch trotz der Vielzahl der Brunnen reichte es nicht aus, die Bewohner mit dem kostbaren Nass zu bedienen.

Durch immer neue Bohrungen versuchte man, der Wassermisere Herr zu werden. Drei Tiefbrunnen wurden von der Gemeinde gebohrt:

Der erste stand bei der heutigen Einfahrt in das Grundstück Yanes-Tittel, Burgstr. 23. Er besaß eine schwere Pumpe, die von zwei Mann bedient werden musste, und hatte eine Tiefe von 60 bis 70 Metern.

Der zweite Brunnen stand an der Ecke Heppenbergstraße/Burgstr, dort, wo sich heute der neue Dorfbrunnen befindet, neben dem noch damals noch vorhandenen Brunnen von Hoeck. Er besaß eine Tiefe von 90 Metern. Der dritte Brunnen schließlich befand sich unterhalb der Mauer zum Grundstück Alte Höhle 5, Belzer. Wegen seines roten Wassers trug er den Namen „Roter Born“; er war über 100 Meter tief.

Die drei Brunnen waren mit Handpumpen ausgerüstet. Vor jeder Pumpe standen große Eichenkübel oder ein Trog aus Sandstein, auf dessen oberen Rand zwei Eisen quer lagen, worauf man die Eimer stellen konnte.

Die Pfade und Gässchen zu den ehemaligen Brunnen waren noch bis in die 50er Jahre begehbar und wurden gerne als Abkürzung genutzt. Es war selbstverständlich, dass man bei den Besitzern der wasserführenden Brunnen Wasser holte, wenn man selbst keines hatte. Mehr über die „Mellnauer Gässchen“ in einer folgenden Ausgabe zu erfahren.

Trotzdem stellte die Wassernot die Bewohner immer wieder vor neue Herausforderungen. Um das nötige Trinkwasser zu bekommen, mussten die Leute in trockenen Zeiten oder im Winter bei großer Kälte oftmals mitten in der Nacht aufstehen, um Wasser aus den Brunnen schöpfen zu können. Man bediente sich dazu langer Stangen, an deren einen Ende ein Haken angebracht war zur Befestigung des Eimers. War das Wasser sehr knapp und fasste der an der Stange befestigte Eimer nicht genug Wasser, so musste der Wasserholer in den Brunnen hinabsteigen und mit kleineren Gefäßen das Wasser in die zwei Eimer schöpfen. Geduld mussten inzwischen alle anderen beweisen, die ebenfalls Wasser holen wollten und nun warten mussten, bis die Reihe an sie kam. Wurden größere Mengen Wasser benötigt, so sammelte man mehrere Tage lang, bis der nötige Vorrat — für die Wäsche etwa — beisammen war.

Am schlimmsten war es Samstags

Auch nach der Fassung des ‘Rollerborn‘ im Jahr 1947 waren die Wasserprobleme  noch nicht behoben:

Die drei Quellen brachten in Trockenzeiten in den 5oerJahren zusammen etwa 3o m3 täglich. Benötigt wurden damals aber schon über 1oo m3 pro Tag. In den achtziger Jahren stieg der Verbrauch auf mehr als 2oo m3.

Am schlimmsten war es samstags, wenn geputzt wurde und die Mellnauer ein Bad nahmen. Da kam das Wasser noch gerade bis zum Dorfgemeinschafthaus und das ganze Oberdorf lag trocken. (Inzwischen hatte die Mechanisierung der Haushalte eingesetzt, es wurden die ersten Waschmaschinen verkauft und auch die sanitären Anlagen wurden mit Wasserspülungen versehen.)

Mitte der 50er Jahre führte die Gemeinde für jedes Haus eine Wasseruhr ein, was zur Folge hatte, dass plötzlich wieder genügend Wasser zur Verfügung stand. Zusätzlich wurde in Balzers Garten- gegenüber dem DGH- eine Pumpstation gebaut, die bei großem Wasserverbrauch den abfallenden Druck ausglich und das Wasser in den Hochbehälter unterhalb der Burg pumpte. Heute steht auf diesem Platz die Kuckuckshütte.

Durch den Bau der Kanalisation sind einige wasserführende Schichten beschädigt worden und somit auch viele Brunnen versiegt. Dennoch sind auch heute noch viele Brunnen im Dorf in Betrieb.

 

A.Völk

Quellen: 700 Jahre Burg Mellnau / Spusi-Heft Freiwillige Feuerwehr Mellnau, Theo Kinstle Jan. 1982