Großlaufkäfer

Unsere Großlaufkäfer – flinke Krabbler mit Biss

aus der Serie „Natur vor der Haustür“. Texte & Bilder (c) Lothar Feisel

 

Glatter Laufkäfer (Carabus glabratus) auf der Flucht vor dem Fotografen

Eine unserer artenreichsten Käferfamilien ist die Familie der Laufkäfer (Carabidae), die in Hessen mit fast 400 Arten vertreten ist. Meist handelt es sich um sehr laufaktive Bodenbewohner, die ihren Familiennamen nicht zu Unrecht tragen. Vertreter aus dieser Käferfamilie gehören im Verhältnis zu ihrer Körpergröße zu den schnellsten Landtieren überhaupt. Zu den auffälligsten Laufkäfern zählen die sogenannten „Großlaufkäfer“ der Gattung Carabus. Nach der Hessischen Roten Liste kommen 17 Arten dieser eindrucksvollen Krabbeltiere in unserem Bundesland vor. Sie zählen zu unseren größten einheimischen Käfern, wobei der Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus) eine Körperlänge von mehr als 4cm erreicht.

 

 

 

Attraktive Heimlichtuer

Der seltene Blaue Laufkäfer (Carabus intricatus) ist nochim Burgwald zu finden

Die meisten Großlaufkäfer weisen auf ihren Flügeldecken und dem Halsschild eine metallisch glänzende Färbung auf, je nach Art blauschwarz, goldgrün, kupfer- oder bronzefarben getönt. Die Flügeldecken besitzen zudem eine arteigene Struktur, die oft aus kleinen Grübchen und mehr oder minder feinen Längsrippen, die kettenartig unterbrochen sein können, gebildet wird. Lediglich der Gekörnte Laufkäfer (Carabus granulatus) bildet flugfähige Exemplare aus, unsere übrigen Carabus-Arten besitzen verwachsenen Flügeldecken und eine reduzierte Flugmuskulatur und sind somit nicht in der Lage zu fliegen.

Da die Mehrzahl dieser Käfer eine nachtaktive Lebensweise bevorzugt, halten sie sich tagsüber meist versteckt in Hohlräumen unter Steinen, loser Rinde oder im Totholz auf, so dass sie sich den Menschen nur selten zeigen.

Nützliche Helfer in Wald und Feld

Der Goldglänzende Laufkäfer (Carabus auronitens) ist ein echter Hingucker

Üblicherweise leben und jagen die Großlaufkäfer auf dem Erdboden, manche sind aber auch gute Kletterer und erklimmen auf ihren Beutezügen selbst hohe Bäume. Auf ihrem Speiseplan finden sich andere Insekten und deren Larven, Spinnen, Schnecken, Regenwürmer, mitunter aber auch Aas oder reife Früchte. Durch ihre vorwiegend räuberische Ernährungsweise, die sie schon im Larvenstadium zeigen, und ihren großen Appetit, gelten die Carabus-Arten als ausgesprochene „Nützlinge“.  Sie sind durchaus in der Lage, „Schadinsekten“, wie bestimmte, zur Massenvermehrung neigende Schmetterlingsraupen oder Rüsselkäferlarven, aber auch Schnecken in größerem Umfang zu dezimieren. Durch ihren regulierenden Einfluss auf das biologische Gleichgewicht in ihren Lebensräumen, können sie sogar eine wirtschaftliche Bedeutung in der Land- und Forstwirtschaft erlangen. Nicht ohne Grund wurden sie bereits in früheren Jahrhunderten wegen ihres Schneckenverzehrs als besonders nutzbringend für Landwirtschaft und Gartenbau bezeichnet.

Den Winter verbringen die großen Carabiden in geeigneten Verstecken, wie morsche Stubben, Steinhaufen, Moospolstern oder Totholz- und Reisig-Haufen. Bei einigen Arten wurde nachgewiesen, dass sie bis zu fünf Jahre alt werden können. Allerdings stellen den gefräßigen Räubern ihrerseits eine ganze Reihe Fressfeinde nach: für Maulwürfe, Mäuse, Igel, manche Fledermäuse, Vögel und Amphibien stellen die großen Laufkäfer einen schmackhaften Happen dar.

 

Auch Helfer brauchen Hilfe

Wie viele andere Insektenarten, werden auch einige unserer Großlaufkäfer immer seltener, was allerdings weniger auf den Einfluss ihrer natürlichen Gegenspieler als auf menschliche Aktivitäten zurückgeführt wird. Durch die Zerstörung ihrer Lebensräume, Intensivierung von land- und forstwirtschaftlicher Nutzung oder den Einsatz von Insektiziden, muss inzwischen etwa die Hälfte unserer heimischen Carabus-Arten in der Roten Liste in eine mehr oder minder hohe Gefährdungskategorie eingeordnet werden. Neben zahlreichen weiteren Tierarten könnten sie in ihren Lebensräumen von einer Erhöhung der Strukturvielfalt profitieren, in landwirtschaftlich genutzten Gebieten etwa durch die Schaffung und den Erhalt von Saumstrukturen oder mehrjährigen Rotationsbrachen. Aber selbst in Hausgärten und auf privaten Grünflächen innerhalb von Siedlungsbereichen, lässt sich durch das Anlegen oder Zulassen von „wilden Ecken“ einen Beitrag zur Förderung der hübschen Krabbler und der allgemeinen Artenvielfalt leisten.

Weitere Krabbeltiere gibt es unter www.ag-burgwald.de zu sehen.

Text und Fotos: Lothar Feisel


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