Holzwespen-Schlupfwespe

Holzwespen-Schlupfwespe

Mit „Präzisionswerkzeug und Röntgenblick“ zum Insekt des Jahres

aus der Serie „Natur vor der Haustür“. Texte & Bilder (c) Lothar Feisel

 

Holzwespen-SchlupfwespeBereits seit 1999 wählt ein internationales Expertengremium aus namhaften Insektenkundlern und Wissenschaftlern alljährlich das „Insekt des Jahres“. Mit dieser Prämierung und ausführlichen Informationen zu der jeweils ausgewählten Art, versucht man in der Bevölkerung über die herausragende ökologische Bedeutung dieser Tiergruppe zu informieren und Vorurteile gegenüber Insekten abzubauen.

Die Wahl fiel in diesem Jahr auf eine Art, die sich auch im Burgwald häufiger finden lässt: die hübsch gezeichnete Holzwespen-Schlupfwespe (Rhyssa persuasoria) gehört zu unseren eindrucksvollsten heimischen Insekten. Mit einer Körperlänge von über 8 cm zählen die weiblichen Tiere zu unseren größten Hautflüglern, allerdings sind sie wegen ihrer schlanken, grazilen Gestalt leicht zu übersehen.

Mehr als die Hälfte ihrer Körperlänge entfällt dabei auf den wohl für die meisten Menschen „bedrohlich“ wirkenden Legeapparat. Dieser besteht aus einem dünnen Legebohrer, der in Ruhelage in einer zweiteiligen Scheide verborgen wird und weit über den Hinterleib hinausragt. Mit diesem „Spezialwerkzeug“ legt das Weibchen an ganz bestimmten Stellen seine Eier ab.

Fressen und Gefressen werden

Schlupfwespen zählen zu den Parasitoiden, ihre Larven ernähren sich während ihrer Entwicklung parasitisch von anderen Tieren, was schließlich auch zum Tode des Wirtstieres führt. Die Larven der Holzwespen-Schlupfwespe ernähren sich von den Larven von Holzwespen. Diese Holzwespenlarven entwickeln sich vorwiegend in Nadelholz, in das sie tief im Holzinneren lange Gänge nagen und dabei holzzersetzende Pilze verbreiten. Da sie mitunter im Wald auch bereits geschlagene Baumstämme besiedeln, gelten sie in der Forstwirtschaft als „Schädlinge“.

Bohren für den Nachwuchs

Um die eigenen Eier an den Wirtslarven zu platzieren, setzt die Holzwespen-Schlupfwespe ihren langen Legeapparat ein. In einem bis zu 30-minütigen Bohrvorgang, treibt sie ihren haarfeinen Legebohrer mehrere Zentimeter tief ins Holz und belegt die in ihrem Fraßgang verborgene Holzwespenlarve mit ihrem Ei. Dazu muss sie allerdings zuvor mit ihren ultrafeinen Sinnen erst einmal eine Holzwespenlarve im Holz aufspüren und diese millimetergenau orten. Für ein „kleines“ Insekt stellt dies eine höchst erstaunliche Leistung dar! Kein Mensch wäre in der Lage, diese Aufgabe ohne technische Hilfsmittel zu bewältigen!

Die sich aus dem abgelegten Ei entwickelnde Schlupfwespenlarve frisst ihre Wirtslarve schließlich auf, spinnt sich einen Kokon und überwintert darin. Erst im folgenden Frühsommer nagen sich die fertig entwickelten, ausgewachsenen Tiere ihren Weg ins Freie, wo sie sich dann vegetarisch von Honigtau oder Pflanzensäften ernähren.

Harmloser „Nützling“

Als „Gegenspieler“ zu den Holzwespen dämmen die Holzwespen-Schlupfwespen deren übermäßige Vermehrung ein und sorgen für ein Gleichgewicht im Ökosystem.

Als Mensch muss man sich vor diesen erstaunlichen Fluginsekten, trotz ihres eindrucksvollen „Stachels“, in keinster Weise fürchten. Im Gegenteil, erweisen sie sich doch als effektive biologische Schädlingsbekämpfer für die Holzwirtschaft.

Weitere spannende Sechsbeiner gibt es unter: www.ag-burgwald.de

Text und Fotos: Lothar Feisel

 


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