Grünwidderchen

Flatternde Juwelen – die Grünwidderchen

aus der Serie „Natur vor der Haustür“. Texte & Bilder (c) Lothar Feisel

In wenigen Wochen fliegen sie wieder: von Mai bis in den Juni lassen sich auf den blütenreichen Wiesen im Burgwald ganz besondere Schönheiten unter unseren heimischen Schmetterlingen finden – Grünwidderchen. Versehen mit einer auffälligen grün-blauen Färbung und einem metallischen Glanz, rufen sie nicht nur bei schwärmerisch veranlagten Naturbegeisterten Assoziationen mit „fliegenden Edelsteinen“ hervor.

 

Komplizierte Systematik

Ampfer-Grünwidderchen
Ampfer-Grünwidderchen

In Deutschland treten acht verschiedene, mehr oder minder seltene und meist nur schwer voneinander unterscheidbare Grünwidderchen-Arten auf. Fünf von ihnen können mit viel Glück auch in Hessen gefunden werden. Die verbreitetste Art ist das auch in unserer Region vorkommende Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices). Noch vor kurzem wurde dieses aufgrund seines Vorkommens in gänzlich unterschiedlichen Lebensräumen in zwei Arten getrennt. Inzwischen sprechen Experten aber von unterschiedlichen Ökovarianten einer einzigen Art. Während die Nominatform statices auf trockenen Kalk- und Sandmagerrasen vorkommt, findet sich im Burgwald die auf mageren und eher feuchten Moor- und Waldwiesen lebende Variante f. heuseri.

Gemeinsam mit den sogenannten „Blutströpfchen“ bilden die Grünwidderchen die Schmetterlingsfamilie der „Widderchen“, welche üblicherweise zu den „Nachtfaltern“ gezählt wird. Diese Kategorie-Bezeichnung kann allerdings durchaus in die Irre führen, denn die bunten Falter sind ausschließlich tagaktiv und sogar ausgesprochen wärme- und sonnenliebend.

 

 

Leicht zu finden, aber selten

Ampfer-Grünwidderchen
Ampfer-Grünwidderchen

Wie sein Name vermuten lässt, ernähren sich die Raupen des Ampfer-Grünwidderchens von Sauerampfer-Arten. Sie überwintern in einem lockeren Gespinst in Bodennähe, wo sie sich im Frühjahr auch einen Kokon zur Verpuppung spinnen. Ab Ende Mai lassen sich dann die frisch geschlüpften Falter finden, die eine ausgeprägte Affinität zu den rosafarbenen Blüten der Kuckucks-Lichtnelke aufweisen. Diese dienen nicht nur als wichtige Nektarquelle, sondern auch als begehrter Rendezvous-Platz bei der Partner-Findung. Beobachtungsmöglichkeiten für die nur wenige Wochen fliegenden kleinen Falter findet man demnach am ehesten, wenn man zur rechten Zeit am rechten Ort die leicht zu erkennenden Kuckucks-Lichtnelken-Blüten inspiziert. Im Burgwald-Inneren gelingt das auch leicht an den Wegerändern entlang der Wiesenflächen.

Auf typischem Wirtschaftsgrünland wird man die hübschen Falter jedoch vergeblich suchen: starke Düngung, häufige Schnittfolgen und trockengelegte Wiesen lassen die Art verschwinden. Zudem scheint sich der Klimawandel ausgesprochen negativ auf die Bestände auszuwirken. So verwundert es nicht, dass das Ampfer-Grünwidderchen in der Roten Liste Deutschlands inzwischen auf der „Vorwarnliste“ der gefährdeten Arten geführt wird. Um auf den fortschreitenden Rückgang und die latente Bedrohung seiner Vorkommen aufmerksam zu machen, wurde das Ampfer-Grünwidderchen unlängst zum „Schmetterling des Jahres“ 2023 gekürt.

 


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