Lebende Fossilien im Burgwald
aus der Serie „Natur vor der Haustür“. Texte & Bilder (c) Lothar Feisel
Eine für den Burgwald sehr typische Pflanzengruppe sind die unscheinbaren und leicht zu übersehenden Bärlappe. Sie gehören wie die Farne zu den Sporenpflanzen. Die Vorfahren unserer Bärlappgewächse besiedelten schon vor über 300 Millionen Jahren die tropisch-
Der Burgwald hat gleich mehrere Bärlapp-Arten zu bieten:
Der Sprossende Bärlapp (Lycopodium annotinum) ist das häufigste der fünf im Burgwald aktuell nachgewiesenen Bärlapp-Gewächse. Oft findet man ihn an eher frischen Standorten entlang der Forstwege.
Nahe des Riepe-Ecks existiert allerdings in einem lichten Kiefern-Fichten-Forst ein Vorkommen mit einer Ausdehnung von mehreren hundert Quadratmetern, wo die Pflanze einen fast flächendeckenden Bestand bildet. Es dürfte sich dabei um das größte Vorkommen im Burgwald und wohl auch eines der ausgedehntesten in ganz Hessen handeln. Die Rote Liste der Farn- und Samenpflanzen Hessens führt diese Art in der Vorwarnliste.
An seinen weichen, nadelartigen Blättchen, die an den Triebspitzen helle Härchen bilden, erkennt man den Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum). Seine ährenförmigen Sporenstände befinden sich am Ende von stielartigen, aufrechten Ästen. Die so entstehenden kleinen Keulen sind für die Namensgebung der Pflanze verantwortlich. Seine feinen Sporen fanden früher als Wundpulver in der Medizin und als Blitzpulver in der Fotografie Verwendung. In der Roten Liste wird der Keulen-Bärlapp unter den „gefährdeten“ Arten geführt.
Vom Tannenbärlapp (Huperzia selago) sind nur gut zwei Dutzend Vorkommen in Hessen bekannt (Artgutachten FENA). Im Burgwald kennen wir inzwischen gleich drei Standorte, mit allerdings nur wenigen Exemplaren. Die Wuchsform des Tannenbärlapps erinnert an kleine Nadelbäumchen. Wir finden ihn an kalkarmen Standorten mit hoher Luftfeuchte, bevorzugt entlang von Forstwegen. Die Rote Liste bezeichnet auch diese Art als „gefährdet“.
Ausgesprochen selten ist der Sumpf-Bärlapp (Lycopodiella inundata), von welchem in Hessen derzeit lediglich sechs Standorte bekannt sind. Zwei befinden sich davon im Burgwald. Die kleine, fast moosartige Pflanze wird nur bis 10cm hoch und wächst in Mooren und auf feuchten, offenen Sandflächen. Sie ist auf Rohböden angewiesen und wird rasch durch andere aufkommende Vegetation verdrängt. An einem durch die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ angelegten Teich südlich der Franzosenwiesen wurde die Art in 2011 neu entdeckt. Hier entwickelt sich womöglich ein siebter Standort in unserem Bundesland! Der Sumpf-Bärlapp zählt in Hessen zu den „stark gefährdeten“ Arten.
Aus Naturschutzsicht besonders wertvoll ist der einzige aus dem Burgwald noch bekannte Flachbärlapp-Bestand. Die Flachbärlappe bilden unter den Bärlappgewächsen eine eigene Gruppe. In Hessen sind die an ihren abgeflachten Sprossästchen erkennbaren Pflanzen in ihrem Bestand extrem bedroht. Die vier aktuell noch vorhandenen Arten sind inzwischen auf wenige einzelne, teilweise sehr kleine Vorkommen dezimiert. Zwei weitere ehemals in Hessen nachgewiesene Arten sind bereits ausgestorben. Schwierig ist die Unterscheidung der einzelnen Arten, die Hälfte von ihnen gilt als Kreuzungen, als Hybride.
Das letzte Flachbärlapp-Vorkommen im Burgwald wird vom Gewöhnlichen Flachbärlapp (Diphasiastrum complanatum) gebildet. Diese Art ist in Hessen gerade noch an vier Standorten zu finden, von denen der Bestand im Burgwald sogar als der größte gilt. Aber trotz der in den letzten Jahren vom zuständigen Revierförster durchgeführten behutsamen Pflegemaßnahmen, ist auch dieses Vorkommen durch Beschattung und Eutrophierung durch Luftschadstoffe in seinem Erhalt gefährdet und bildet seit Jahren keine Sporenstände mehr aus. Das endgültige Verschwinden dieser eigentümlichen Gewächse aus dem Burgwald ist wohl nur eine Frage der Zeit. Die Rote Liste Hessens führt den Gewöhnlichen Flachbärlapp als „vom Aussterben bedroht“.
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