Der Jäger mit den Rallystreifen

Der Jäger mit den Rallystreifen

aus der Serie „Natur vor der Haustür“. Texte & Bilder (c) Lothar Feisel

 

Nahezu 1000 verschiedene Spinnenarten gelten in Deutschland als heimisch. Kaum ein Lebensraum bleibt von ihnen unbesiedelt: in Wäldern, auf Wiesen und Äckern, in menschlichen Behausungen und an  Bauwerken aller Art, selbst auf und unter Wasser lassen sich Spinnen finden. Manche sind eng an ihren speziellen Lebensraum gebunden, andere auf fast jeder Grünfläche unterwegs.

Dass die Spinnen bei den meisten Menschen ein „Imageproblem“ haben, wird häufig mit Urängsten erklärt, die tief in unserem Unterbewusstsein schlummern. Vielleicht befremdet auch ihre „heimliche“, oft im Dunkeln stattfindende Lebensweise? Oder das auch bei einigen heimischen Arten übliche, allzu „grausame“ Vorgehen der Spinnen-Damen, den nach der Paarung überflüssig gewordenen Gatten gleich zu verspeisen? Selbst Letzteres macht jedoch objektiv betrachtet Sinn, ermöglicht es doch dem Nachwuchs die besseren Überlebenschancen, da die Spinnenmutter auf diese Weise frische Energie für die Ei-Produktion und Brutpflege tanken kann.

 

 

Gerandete Jagdspinne
Gerandete Jagdspinne

Jäger und Gejagte

Im Naturhaushalt übernehmen Spinnen eine wichtige Funktion als regulierendes Element, welches die übermäßige Vermehrung von (Schad-) Insekten mit eindämmt. Ihrerseits dienen Spinnen vielen anderen Tieren als Nahrungsquelle, sie sind also ein wichtiges Glied in der Nahrungskette.

Die Bestimmung von Spinnen stellt sich für den Laien bei vielen Arten problematisch dar. Häufig ist die Färbung selbst innerhalb der Arten sehr variabel, dazu gibt es noch verschiedene Stadien von Jungtieren, die ihrerseits wieder unterschiedlich gefärbt sein können. Besonders die kleineren Arten können oft nur anhand von mikroskopischen Untersuchungen bestimmter Körpermerkmale unterschieden werden.

 

Auf Pirsch zu Lande und zu Wasser

Eine ganz ohne vergrößernde Sehhilfen zu findende Spinnenart ist die Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus). Die Weibchen dieser auffälligen Art erreichen eine Körperlänge von über 2 cm, die zusammen  mit den entsprechend langen und kräftigen, stark bedornten Beinen für eine eindrucksvolle Erscheinung sorgt. Die dunkelbraun gefärbten Tiere weisen auf den Körperseiten je einen hellen Streifen auf und gehören zu unseren größten heimischen Spinnen überhaupt. Ihr Lebensraum befindet sich meist unmittelbar in der Nähe von Gewässern, am Ufer langsam fließender Bäche, am Rande von Teichen und Tümpeln, auf Feuchtwiesen und besonders häufig auch in Mooren. Als perfekt an ihren Lebensraum angepasste Art, ernährt sich die Gerandete Jagdspinne nicht nur von Insekten im Uferbereich, sondern erbeutet auch kleine Frösche, Kaulquappen und sogar kleine Fische in Stichlingsgröße. Sie spinnt dazu keine Fangnetze, sondern sie ist in der Lage, über die Wasseroberfläche laufend und selbst unter Wasser tauchend auf Beutefang zu gehen.

 

Treusorgende Spinnenmama

Spinnenweibchen mit Kokon
Spinnenweibchen mit Kokon

Nach erfolgter Paarung fertigt das Weibchen im Frühsommer einen kugeligen Kokon an, der mit mehreren hundert Eiern gefüllt sein kann und welcher zunächst von der Spinne eine Weile mit sich getragen wird. Kurz vor dem Schlüpfen der Jungspinnen wird der Kokon meist in Gewässernähe in einem Gespinst in der Vegetation befestigt. Die geschlüpften Jungspinnen bleiben zunächst dicht beisammen und werden von der Mutterspinne noch eine Zeit lang bewacht. Im Laufe von zwei Jahren entwickeln sich die deutlich heller gefärbten Jungtiere zu geschlechtsreifen, ausgewachsenen Spinnen.

Die im Burgwald durchaus häufig zu findende Spinne ist durch den Verlust von geeigneten, naturnahen Lebensräumen in vielen Regionen selten geworden und wird in der Roten Liste Deutschlands als „gefährdet“ bezeichnet. Sie gehört zu den wenigen heimischen Spinnenarten, welche unter gesetzlichem Schutz stehen.

 

 


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