Von Löwen und Wölfen in Mellnau
aus der Serie „Natur vor der Haustür“. Texte & Bilder (c) Lothar Feisel

Zugegeben, die Überschrift mag etwas reißerisch klingen, aber tatsächlich sind sie bereits mitten unter uns! Allerdings besteht kein Grund zur Panik, denn die Rede ist nicht von räuberischen Säugetieren, sondern von für Menschen vollkommen harmlosen Insekten.
Mit wenigen Ausnahmen sind Insekten generell wenig beliebt und werden vielfach bekämpft oder bestenfalls kaum beachtet. Zweifelsohne finden sich aber unter ihnen die verblüffendsten Lebensweisen und erstaunlichsten Fähigkeiten im ganzen Tierreich. Zwei interessante Vertreter aus der heimischen Insektenwelt möchte ich hier vorstellen.
Der Bienenwolf (Philanthus triangulum) gehört in die Familie der Echten Grabwespen, die in Deutschland etwa 250 Arten umfasst. Außer der gelb-schwarzen Färbung hat der Bienenwolf mit den lästigen Wespen, die dem Menschen den Kuchen auf der Terrasse streitig machen, wenig gemein. Im Gegensatz zu diesen Staaten bildenden Wespenarten leben die Grabwespen allein oder bilden bestenfalls Nistgemeinschaften. Je nach Art legen sie ihre Nester in kleinen Hohlräumen an oder graben – wie im Falle des Bienenwolfs – zur Aufzucht ihres Nachwuchses mehr oder minder tiefe Gänge in meist sandigen Erdboden. Die Bienenwolf-Weibchen legen Gänge mit bis zu 1,5 m Länge in der Erde an. Bei ihrer Körpergröße von maximal 1,7 cm würde dies auf menschliche Verhältnisse umgerechnet einem Tunnel von etwa 150 m entsprechen!
Am Ende dieser Gänge werden mehrere Brutzellen angelegt. Für die Versorgung der Larven wird Nahrung in Form von Insekten in diese Brutzellen eingetragen. Je nach Grabwespenart sind dies ganz spezifische Beutetiere: Zikaden, Falterraupen, Larven von Käfern oder Pflanzenwespen, Schaben, Wanzen, Fliegen usw. Als einzige Art erbeutet der Bienenwolf Honigbienen, welche meist beim Besuch von Blüten gefangen, mit einem Stich gelähmt und fliegend zum Nest transportiert werden. Der Bienenwolf tritt allerdings nirgends so häufig auf, als dass Bienenvölker deutlich geschädigt werden.
Nachdem die Brutzellen mit Proviant gefüllt und mit einem Ei belegt wurden, werden diese von der Wespen-Mutter wieder sorgfältig mit Erde verschlossen. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven entwickeln sich somit in prall gefüllten „Speisekammern“, in denen sie sich schließlich auch verpuppen und die sie im folgenden Sommer als neue Grabwespengeneration verlassen.

Der Nachwuchs der zu den Netzflüglern zählenden Gewöhnlichen Ameisenjungfer (Myrmeleon formicarius) muss sich hingegen als „Selbstversorger“ durchschlagen. Dazu haben die als Ameisenlöwen bezeichneten räuberischen Larven eine raffinierte Methode entwickelt, mit der sie ihre Beutetiere fangen.
Sie graben kleine, etwa drei Zentimeter tiefe, kreisrunde Trichter in trockene, sandige Böden. Am Grund dieser wie Mini-

Zwar stellen Ameisen die Hauptbeute dar, doch werden ebenso kleine Käfer, Raupen, Spinnen oder Asseln vom Ameisenlöwen gefangen.
Der bizarr aussehende Räuber hält mehrere ökologische Rekorde. Er kann monatelang hungern, erträgt problemlos Temperaturen von über 50°C und schleudert kleine Steinchen mit dem Mehrfachen seines eigenen Gewichtes.
Nach fast zwei Jahren „Fallenstellerei“ spinnt sich die Larve im Sand einen Kokon, dem im Sommer die erstaunlich große Ameisenjungfer entschlüpft. Mit ihren langen paarigen Flügeln und dem lang gestreckten Hinterleib erinnert diese an eine Libelle, ihr Flug ist allerdings eher flatternd und langsam. Im Gegensatz zu den Trichterfallen ihrer Larven bekommt man diese grazilen, dämmerungs-
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