Orchideen im Burgwald

Orchideen im Burgwald

aus der Serie „Natur vor der Haustür“. Texte & Bilder (c) Lothar Feisel

Geflecktes Knabenkraut

Für viele Naturfreunde gelten Orchideen als die Stars unter den Blütenpflanzen. Zwar können unsere heimischen Exemplare kaum mit den prachtvollen, in tropischen Gefilden wachsenden Arten konkurrieren, dennoch finden wir auch vor unserer Haustüre die eine oder andere sehenswerte Spezies.

Da der Burgwald den zumeist Kalk liebenden Orchideen nur wenig geeignete Böden bietet, gilt er nicht gerade als orchideenreich. Er beherbergt nur wenige Arten und diese kommen zudem nur in relativ geringer Anzahl vor.

Eine Ausnahme davon ist das purpurrot blühende Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), welches auf den Wiesen im Naturschutzgebiet Krämersgrund nahe Mellnau ausgesprochen große Bestände bildet. Diese Vorkommen mit mehreren hundert Pflanzen sind zur Blütezeit in jedem Frühjahr das Ziel vieler Blumenliebhaber und Naturfreunde. Da die Art landesweit im Rückgang begriffen ist, wird sie in der Roten Liste Hessens als „gefährdet“ bezeichnet.

Entlang von Forstwegen und auf mageren Feuchtwiesen findet sich im Burgwald vereinzelt das schlanke und bis 50 cm hoch wachsende Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza maculata). Seine hübschen Blüten sind meist blass violett gefärbt und besitzen eine dunklere Zeichnung aus Strichen und Punkten. Häufig lässt sich diese Art nur schwer von anderen Knabenkräutern, von denen viele auch Variationen und Unterarten ausbilden, unterscheiden. Ferner neigen die Orchideen als entwicklungsgeschichtlich „junge“ Pflanzenfamilie häufig zur Bildung von Hybriden (Kreuzung zweier Arten), was eine genaue Artansprache zusätzlich erschwert. Auch das Gefleckte Knabenkraut wird in der Roten Liste Hessens unter den „gefährdeten“ Arten geführt.

Vogel-Nestwurz

Die Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis) wächst im Gegensatz zu den lichtliebenden Orchideen-Arten gerne in schattigen, frischen Wäldern, bevorzugt unter Buchen. Diese Pflanze betreibt keine Photosynthese. Sie besitzt daher keine grünen Blätter, sondern eine blass-beige bis braune Färbung. So wird die Art besonders auf altem Laub leicht übersehen. Ihren Namen trägt die Pflanze wegen ihres dichten Wurzelgeflechtes, welches an ein Vogelnest erinnert.

Erst seit wenigen Jahren kennen wir im Burgwald zwei kleine Vorkommen des Großen Zweiblattes (Neottia/Listera ovata). In Hessen gilt diese Art nicht als selten, da sie für eine Orchidee relativ weit gefasste Standortansprüche besitzt. Man kann sie daher in ganz unterschiedlichen Biotopen finden. Durch ihren unscheinbaren, zarten Wuchs und ihre komplett grüne Färbung ist auch diese Blume in der Vegetation gut „getarnt“.

Nur ganz vereinzelt konnte bislang die bis zu 50 cm hoch wachsende Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha) im Burgwald nachgewiesen werden. In der Roten Liste Deutschlands zählt sie zu den „gefährdeten“ Arten.

Eine weitere nur selten in unserer Region zu findende Art ist die Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine). Ihr langer Blütenstand kann bis zu 80 kleine Einzelblüten tragen. Erst kürzlich wurde sie auch nahe Mellnau an einem eher untypischen Standort gefunden. Es lohnt sich also auch auf vermeintlich bekannten Wegen die Augen nach ungewöhnlichen Pflanzen offen zu halten…

Zweiblatt

Alle unsere wildwachsenden Orchideen stehen unter strengem Naturschutz. Sie dürfen weder gepflückt noch beschädigt werden, ebenso wenig ist das Ausgraben dieser Blumen erlaubt. Letzteres kann aber dennoch auch im Burgwald immer wieder beobachtet werden. Orchideen sind jedoch hoch spezialisierte Pflanzen, die für ihr Gedeihen auf bestimmte Standortbedingungen und das Zusammenleben mit Wurzelpilzen angewiesen sind. Eine „Umsiedlung“ in den heimischen Garten ist daher meist zum Scheitern verurteilt und bedeutet das Ende für die Blume.

 

Breitblättriges Knabenkraut

Da die Bestände unserer Orchideen auch auf Trittbelastungen empfindlich reagieren, sollten diese botanischen Kostbarkeiten in der Natur am besten nur von Wegrändern aus bewundert werden. So bleiben die Bestände geschont und auch nachfolgende Naturfreunde können sich an deren Anblick noch erfreuen.

 

Weitere Infos und farbige Bilder gibt es unter: www.ag-burgwald.de

 

 

 

 


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